Sonntag, 19. März 2006

Was würde Hegel zur Globalisierung sagen?

Nach Hegel ist der Gedanke eines bloßen „Seins“ unangemessen und statisch und ein ständiges Fortschreiten und geistlicher Entwicklung entspricht eher der Wahrnehmung und dem Verstehen von Menschen. In diesem Sinne muss, wenn das Schlagwort Globalisierung betrachtet wird, dies als ein Prozess betrachtet werden, der Vergangenheit und Zukunft hat, aber darüber hinaus nicht ruhig ist. Weiters sieht er den Prozess der Entwicklung vorangetrieben durch Gegensätze und Differenzen, die aber in einer Einheit zusammengefasst sind. Hegel sieht also im Kampf von Gegensätzen einen Antrieb für Entwicklung, wobei er drei Stufen erkennt: Eine bestimmte Position (1), die durch irgendeine Art von Konflikt zerstört und durch einen Prozess der Negation (2) abgelöst wird und schlussendlich durch Negation der Negation (3) in eine neue Position gehoben, die jedoch wichtige Elemente von (1) enthält.
Demnach kann Globalisierung als Neuerung der Industrialisierung genannt werden. Die Position der Industrialisierung wurde vor allem durch ihre technischen Neuerungen und die Umsetzung von (bürgerlicher) Demokratie auf die Politik im 18 Jahrhundert (vgl. Brockhaus, 1973: 252) und die zunehmende Dominanz von kapitalistischem Gewinnstreben gekennzeichnet. Dies hat sich immer weiter und immer schneller entwickelt bis die angestauten Probleme in den zwei großen Weltkriegen endeten und somit die Position der Industrialisierung von der Negation abgelöst. Die neue Position (oder: Negation der Negation) hat sich nun im Wiederaufbau der 50er und 60er Jahre entwickelt und ist in den späten 80ern aufgebrochen: Globalisierung. Dabei wurden Elemente aus der Industrialisierung nicht nur wieder neu übernommen, sondern weiterentwickelt und ausgereift:
- Kapitalismus und Gewinnstreben ist auf der ganzen Welt verbreitet
- Demokratie hat sich in der Mehrheit der Staaten als Regierungsform durchgesetzt
- Erfindungen und technische Neuerungen bestimmen das moderne Leben
- Arbeitsteilung wurde global, womit sich verschiedene Länder an einem Arbeitsprozess beteiligen.
Darüber hinaus charakterisiert Globalisierung aber vor allem das Entstehen weltweiter Märkte, womit aber nicht nur kapitalistische gemeint sein sollen, sondern auch Märkte für Kommunikation. Es sind also durch die Weiterentwicklung von Elementen der Industrialisierung die Charakteristiken der Globalisierung entstanden.
Weiters wird durch die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit immer augenscheinlicher, dass es sich hierbei nicht nur um „DIE Globalisierung“ handelt, sondern dass diese zum einen in viele zeitliche (Entwicklungs)Phasen, aber auch in zahlreiche differenzierte Systeme unterteilt werden kann. Hegel’s Auffassung von Dialektik besagt nun, dass diese Elemente nicht nur zusammenhängen, sondern deren Entwicklung auch von den Prozessen der jeweiligen anderen abhängt. So hängen gerade die Entwicklungen der technischen Kommunikationsmittel zum einen mit einem Gewinnstreben und dadurch dem Streben nach erhöhter Arbeitsteilung ab. Dies wiederum ist abhängig von geistiger Überzeugung der Gesellschaft, die durch ihre Neugierde nach Geschehnissen auf der anderen Seite der Erdkugel Entwicklungen vorantreiben. Diese Begierde nach Information wurde aber erst durch die Errungenschaften möglich. Weiters wird durch erhöhte Information und einem Trend zur Individualisierung und Meinungsfreiheit die Herrschaftsform der Demokratie und dessen Verbreitung auf der ganzen Welt unterstützt. Andererseits ist gerade Demokratie in einem Vergleich der Herrschaftsformen, jene die individuelle Meinungen durch Bestimmungen wie Pressefreiheit am meisten unterstützt. Die Idee der Dialektik weitergesponnen kann man auch den unmittelbaren Zusammenhang der globalen Arbeitsteilung mit der Durchsetzung von Kapitalismus und Marktwirtschaft erkennen. Dabei wurden Märkte in Ländern geöffnet, damit man einen Teil vom Arbeitsteilungskuchen abbekommt, wobei das eine ohne dem anderen aber wieder nicht zu Stande kommen, wie auch das andere ohne dem einen.
Hegel sieht aber Globalisierung nicht nur als solche an. Er sieht, wie erwähnt das Seiende nicht als statisch und unveränderlich. Dabei spricht er von dem „Jetzt“ das sowohl in Tag als auch Nacht möglich ist, wobei aber Tag nicht in Nacht bestand hat und umgekehrt. Ebenso befinden wir uns schon seit über einem Jahrzehnt in dem Prozess der Globalisierung, wobei sie vor der Jahrtausendwende anders aufgefasst wurde, als sie jetzt sechs Jahre und zahlreiche technische, gesellschaftliche und politische Entwicklungen später aufgefasst wird. Wie das Ich und Jetzt ist also Globalisierung nicht immer gleich und somit auch die Empirie nicht. Vielmehr hängt die Auffassung und Wahrnehmung der Begriffe vom (Zeit)Geist ab.

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Wenn du vor knapp 19.000 im ausverkauften Hanappi aufläufst, dann sind das die Momente, wo du verstehst wieso du bei Minusgraden und Schneeregen trainieren gehst. - Th. Steiner

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