Klugkackerei, die

Dienstag, 3. Oktober 2006

Was mich nicht schlafen lässt...

Du wolltest es so Schnik. Jetzt bekommst du wieder ein bisschen Hirnkacke von mir ins Gesicht geschleudert. Soeben heimgekehrt von Rocke mit einem Abend voll Politik und Kultur. Im Fernsehen halt, aber doch auch irgendwie aktiv da oben bei mir. Angefangen hat der Abend mit dem Ende einer Dokumentation über das Gehirn. Pauzidofilus war verzückt, wie man sich gut vorstellen kann. Fortgesetzt wurde mit "Vaclav Havel über sein Prag". EIne wundervolle Mischung aus Porträt Havels und Bildern der Stadt. Danach ein Sprung auf ORF 2 und somit auf das politische Treiben jetzt. Gefolgt von Treffpunkt Kultur mit bewegten Bildern von Ayaan Hirsi Ali und einem Interview mit Henryk M. Broder über den Islam.
Schwere Kost war das für diese Uhrzeit. Angefangen von den politischen Umbrüchen zur Sowjetunion bis hin zu jenen wieder weg davon. Und eine Persönlichkeit dahinter, die viel bewegt hat. Wie wird man zu so jemand und was denkt man bloß, wenn die Kamera abgeschaltet ist? Dann unser jetztiges Treiben. Zuerst die Schlammschlacht und jetzt die Feiern. Diese beiden Figuren, die den Dritten Platz feiern als wärs der erste. Der eine nur lächerlich. Der andere beängstigend mit seiner Narbe über der Wange, seinem rollenden "r" und dem überheblichen Auftreten gestärkt durch die Position als "Volksanwalt". So glücklich ich bin, dass er seltener in Erscheinung tritt als die Witzfigur von HC-Man, aber umso erschreckender finde ich es wenn er zu einem eloquenten Redeschwall voller Hass und Vorurteile ansetzt, weil man einfach merkt, dass er leider auch was in der Birne hat...Gefährlich ist die Waffe der Intelligenz in der Hand von Hass!
Der Todesstoß setzt an und kommt mit dem Thema Islamismus. Die Freiheitskämpferin (damits einfach wird nennen wir sie nur) Ali und ihre charismatischen Reden gegen Muslime. Beschnitten (auch bei Frauen geht das...wusste ich nicht) und geschändet in ihrer Kindheit, spricht auch aus ihr jetzt der Hass. Allzu pauschal seien ihre Vorwürfe, werfen ihr Kritiker laut der Dokumentation vor. Wie mit der Faust auf die Nase hat es mich getroffen, dass diese geschändete, schwarze Frau ebenso reduktionistisch auf ihre Probleme reagiert, wie diejenigen die ihr die Probleme gebracht/ihr Leben in Afrika zur Hölle gemacht haben. Und dann kommt Broder mit der Forderung keine Rücksicht zu nehmen und ruhig den Islam zu verarschen. Wenn man nachgibt, dann werden sie drohen- ignoriert man sie aber dann werden sie schon aufhören. So schlüssig seine Argumentationen auch teilweise klingen mögen will er wohl nur konfrontieren (und uns doch hoffentlich nicht wirklich in einen "heiligen Krieg" führen).
Dieser Mix an Themen, Standorten und Zeiten schwirrt in meinem Kopf herum. Antworten hab ich keine, Ziele viele, aber keine Ahnung wie und ob ich die erreichen kann. Ich denke gerade jetzt zurück an ein Gespräch beim Heurigen in Fürstenfeld. Ja werter Doc V. Havel ist wohl einer der Personen mit denen ich gern gesprochen hätte bevor sie sterben. Es mag wohl Zufall sein, dass gerade heute seine Dokumentation an einen Abend mit all diesen anderen Themen gefallen ist. Aber gerade jetzt kann ich ihn nur bewundern, wie er sein Leben gemeistert hat und zu dem geworden ist was er jetzt ist. Druck gemeistert und großes erreicht, persönliche Eitelkeiten zurückgesteckt und etwas geändert, was ganz offensichtlich nicht richtig war.

Mittwoch, 3. Mai 2006

Demolition Man

Ein bekannter Film, von dem ich eigentlich immer dachte er sei seicht, aber als wir ihn vor zwei Tagen mitternächtlich gesehen haben waren wir begeistert. Je nach Fachrichtung eben. Während N. Product Placement aufgefallen ist, war für mich die Gesellschaftskritik faszinierend:

Ein saubere Welt, in der nicht geschimpft wird, da es dafür Strafen gibt, wie überhaupt das ganze Leben extrem geregelt ist. Das Bild, dass vorher gezeichnet wurde, war eine Welt in der Regeln existieren aber nicht ernst genommen werden (-> Durkheims "Zustand der Anomie"). Im Jahr 2046 schlägt aber das genau um. Während Gewalt vor dem "großen Beben" üblich war, da das Recht nicht mehr beachtet wird, herrscht danach große Verwirrung als Syrus in der Zukunft aufmischt. Und besonders amüsant und kennzeichnend für derzeitige Trends war auch, dass es für den Polizisten Anweisungen gab, wie er sich zu verhalten habe. Soziale Kompetenzen werden zu Beschreibungen in Handbüchern "ausgelagert". Entsprechend derzeitiger Meinungen (Heitmeyer, Beck) ist dieser Umbruch vom Zustand der Anomie zu einem geregelten Zustand nur mit einem entscheidenden großen Ereignis möglich indem Strukturen von außen aufgebrochen und zerstört werden- eben das große Beben
Musik ist verdummt und verkommerzialisiert. Die Lieder sind kindische Werbesongs zu denen dann vermutlich entsprechend der Werbung dümmlich mit dem Kopf gewackelt und mitgesungen wird.
Ein Präsident Arnold Schwarzennegger. Volltreffer! Ein Actionheld als Präsident. Gar nicht so weit weg in unser lustigen Hollywoodgesellschaft.
Sensationell!

Samstag, 15. April 2006

Silvio macht sich wiedermal zum Narren- ein letztes mal?

Ich hatte nie verstehen können, wie dieser Mann gewählt werden konnte. Noch weniger wie er wiedergewählt werden konnte und damit all sein äußerst dubiosen Gesetze, die in erster Linie seine dunklen Machenschaften decken sollten legitimierten. Aber jetzt, denke ich, geht wohl allen Italienern ein Licht auf. Der Wahlsieg Prodis war noch nicht die Erleuchtung. Erst die peinliche Angst, vom guten alten Silvio, jenen Posten zu verlieren, der ihm Immunität vor dem Recht versprach reißt seinen ehemaligen Anhänmgern förmlich die Augenlieder auf und schreit: "Schau ihn dir genau an! Das ist der Mann, der sich die Gesetze so richtet, dass ihm nichts passiert! Das ist der Mann, der die Medien kontrolliert und dich manipuliert hat!" Mit den lächerlichen "Bestechungsversuchen" von Senatoren, jetzt nachdem sein erster Ruf nach Wahlmanipulation falsifiziert wurde, ist es amtlich: er ist kriminell und erster Anwärter auf den Nachfolger des erst kürzlich verhaftetetn alten "Paten" der Mafia.
Das Traurige daran ist, dass sich wohl nicht viel bessern wird. Ich kenne mich zu wenig aus und habe mich wohl auch viel zu wenig damit beschäftigt, wie es jetzt weiter gehen wird. Aber ich vertraue dem Standard-korrespondenten, wenn er sagt: "Italien ist unregierbar geworden". Nichtsdestotrotz war es höchste Zeit jemanden Neuen eine Chance zu geben, vielleicht nicht ohne, aber dennoch mit wesentlich weniger Korruption zu regieren.
Das Ironische daran aber ist, dass Silvios letzte Reform (die Änderung des Mehrheitswahlrechts) ihm den Sieg gekostet hat. Mit altem Wahlrecht hätte er nämlich seine Koksernase vorne.

Sonntag, 19. März 2006

Was würde Hegel zur Globalisierung sagen?

Nach Hegel ist der Gedanke eines bloßen „Seins“ unangemessen und statisch und ein ständiges Fortschreiten und geistlicher Entwicklung entspricht eher der Wahrnehmung und dem Verstehen von Menschen. In diesem Sinne muss, wenn das Schlagwort Globalisierung betrachtet wird, dies als ein Prozess betrachtet werden, der Vergangenheit und Zukunft hat, aber darüber hinaus nicht ruhig ist. Weiters sieht er den Prozess der Entwicklung vorangetrieben durch Gegensätze und Differenzen, die aber in einer Einheit zusammengefasst sind. Hegel sieht also im Kampf von Gegensätzen einen Antrieb für Entwicklung, wobei er drei Stufen erkennt: Eine bestimmte Position (1), die durch irgendeine Art von Konflikt zerstört und durch einen Prozess der Negation (2) abgelöst wird und schlussendlich durch Negation der Negation (3) in eine neue Position gehoben, die jedoch wichtige Elemente von (1) enthält.
Demnach kann Globalisierung als Neuerung der Industrialisierung genannt werden. Die Position der Industrialisierung wurde vor allem durch ihre technischen Neuerungen und die Umsetzung von (bürgerlicher) Demokratie auf die Politik im 18 Jahrhundert (vgl. Brockhaus, 1973: 252) und die zunehmende Dominanz von kapitalistischem Gewinnstreben gekennzeichnet. Dies hat sich immer weiter und immer schneller entwickelt bis die angestauten Probleme in den zwei großen Weltkriegen endeten und somit die Position der Industrialisierung von der Negation abgelöst. Die neue Position (oder: Negation der Negation) hat sich nun im Wiederaufbau der 50er und 60er Jahre entwickelt und ist in den späten 80ern aufgebrochen: Globalisierung. Dabei wurden Elemente aus der Industrialisierung nicht nur wieder neu übernommen, sondern weiterentwickelt und ausgereift:
- Kapitalismus und Gewinnstreben ist auf der ganzen Welt verbreitet
- Demokratie hat sich in der Mehrheit der Staaten als Regierungsform durchgesetzt
- Erfindungen und technische Neuerungen bestimmen das moderne Leben
- Arbeitsteilung wurde global, womit sich verschiedene Länder an einem Arbeitsprozess beteiligen.
Darüber hinaus charakterisiert Globalisierung aber vor allem das Entstehen weltweiter Märkte, womit aber nicht nur kapitalistische gemeint sein sollen, sondern auch Märkte für Kommunikation. Es sind also durch die Weiterentwicklung von Elementen der Industrialisierung die Charakteristiken der Globalisierung entstanden.
Weiters wird durch die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit immer augenscheinlicher, dass es sich hierbei nicht nur um „DIE Globalisierung“ handelt, sondern dass diese zum einen in viele zeitliche (Entwicklungs)Phasen, aber auch in zahlreiche differenzierte Systeme unterteilt werden kann. Hegel’s Auffassung von Dialektik besagt nun, dass diese Elemente nicht nur zusammenhängen, sondern deren Entwicklung auch von den Prozessen der jeweiligen anderen abhängt. So hängen gerade die Entwicklungen der technischen Kommunikationsmittel zum einen mit einem Gewinnstreben und dadurch dem Streben nach erhöhter Arbeitsteilung ab. Dies wiederum ist abhängig von geistiger Überzeugung der Gesellschaft, die durch ihre Neugierde nach Geschehnissen auf der anderen Seite der Erdkugel Entwicklungen vorantreiben. Diese Begierde nach Information wurde aber erst durch die Errungenschaften möglich. Weiters wird durch erhöhte Information und einem Trend zur Individualisierung und Meinungsfreiheit die Herrschaftsform der Demokratie und dessen Verbreitung auf der ganzen Welt unterstützt. Andererseits ist gerade Demokratie in einem Vergleich der Herrschaftsformen, jene die individuelle Meinungen durch Bestimmungen wie Pressefreiheit am meisten unterstützt. Die Idee der Dialektik weitergesponnen kann man auch den unmittelbaren Zusammenhang der globalen Arbeitsteilung mit der Durchsetzung von Kapitalismus und Marktwirtschaft erkennen. Dabei wurden Märkte in Ländern geöffnet, damit man einen Teil vom Arbeitsteilungskuchen abbekommt, wobei das eine ohne dem anderen aber wieder nicht zu Stande kommen, wie auch das andere ohne dem einen.
Hegel sieht aber Globalisierung nicht nur als solche an. Er sieht, wie erwähnt das Seiende nicht als statisch und unveränderlich. Dabei spricht er von dem „Jetzt“ das sowohl in Tag als auch Nacht möglich ist, wobei aber Tag nicht in Nacht bestand hat und umgekehrt. Ebenso befinden wir uns schon seit über einem Jahrzehnt in dem Prozess der Globalisierung, wobei sie vor der Jahrtausendwende anders aufgefasst wurde, als sie jetzt sechs Jahre und zahlreiche technische, gesellschaftliche und politische Entwicklungen später aufgefasst wird. Wie das Ich und Jetzt ist also Globalisierung nicht immer gleich und somit auch die Empirie nicht. Vielmehr hängt die Auffassung und Wahrnehmung der Begriffe vom (Zeit)Geist ab.

Freitag, 10. März 2006

Die moderne Religion

JESUS, CEO
The Economist, December 24th 2005- January 6th 2006: 73-76

In den USA mehren sich „Mega- Churches“(ebd: 74), die wie Unternehmen aufgebaut sind und geführt werden. Als Beispiel wird die Kirche in Willow Creek, Illinois, angeführt wo eine Geschäftsführung aus einem Absolventen aus Harvard und einem aus Stanford jeweils mit Master of Business Administration ausgestattet, besteht. Diese Kirchen „borgen“ sich privatwirtschaftliche Techniken um Kunden freundlich und zuvorkommend bedienen zu können. Neben normalen kirchlichen Aktivitäten wie Messen oder Seelenfürsorge sind auch Gebrauchtwagenhandel, Apotheke oder Bank im Besitz solcher Pastor-preneurships (vgl. ebd). Professionell und ähnlich wie in Unterhaltungsshows geht es auch in Messen zu, die mehrmals die Woche und nicht nur an Sonntagen in großen Messehallen oder Stadien stattfinden. Dabei werden Celebrities eingeladen und professionellste Videoschnitt-, Sound- und Lichtanlagen verwendet. Wachsende Mitgliederzahlen, die bis zu 30.000 Besucher pro Woche in einer Kirche bedeuten können und anhaltende Gewinne, von bis zu 55 Millionen Dollar bedeuten kombiniert mit economies of scale immer größere Spielräume für unternehmerische Innovation. Privatwirtschaftliche Flexibilität wird angewendet, wenn die Gefahr besteht, dass Kunden abhanden kommen, wie die Aufteilung des religiösen Marktes (vgl. ebd) für Menschen, die ihre individuellen Bedürfnisse nicht genügend berücksichtigt finden. Wie für alle erfolgreiche Unternehmen wird der heimische Markt zu klein und Exporte z.B. nach England haben bereits angefangen.

Aufgrund der Kohäsionskrise in Zuständen der Anomie, in der gemeinsame Werte und Normen sowie Kollektivbewusstsein an Bindekraft verloren haben war Handlungsbedarf für Kirchen gegeben. In den USA bediente sie sich wirtschaftlichen Methoden um Kunden zu gewinnen. Bereits die Übernahme der Terminologie zeigt wie sich das Wirtschaftssystem nicht nur auf die Lebenswelt und das politische System ausgebreitet sondern sich nun auch in der Religion wieder findet. Zwar finden sich durch wirtschaftliche Anwerbungsmethoden und Shows, wie aus der Unterhaltungsbranche wieder mehr Leute den Weg in die Institution Kirche, jedoch wird in dieser Art der Institution das gemeinsame Fundament des Glaubens nur oberflächlich angeschnitten. Die Entwicklungen in der Gemeinschaft werden durch privatwirtschaftliches Gewinnstreben getrieben und nicht durch Visionen. Nicht zuletzt deswegen sehen Kritiker in solchen Mega- Churches eine andere Funktion, nämlich dass man sich „reich, gesund und ohne Probleme“ (ebd: 76) fühlen kann.

Kluge Menschen

Wenn du vor knapp 19.000 im ausverkauften Hanappi aufläufst, dann sind das die Momente, wo du verstehst wieso du bei Minusgraden und Schneeregen trainieren gehst. - Th. Steiner

Kürzlich

congrats.
congrats.
docvoo - 16. Okt, 10:14
Nachtrag: Wonderful Tuscany
pierluigi - 15. Okt, 18:08
I have a job
So rasant die Veränderungen das ganze Jahr über waren,...
pierluigi - 15. Okt, 17:15
...
...um das gewissen zu befriedigen - immerhin ist nur"aktiv"...
Chilluminati - 29. Sep, 12:41
um zu zeigen dass dir...
um zu zeigen dass dir demokratie wichtig ist. um personen...
docvoo - 29. Sep, 11:11
Kann mir bitte jemand...
pierluigi - 29. Sep, 10:28
joho, morgen wieder in...
joho, morgen wieder in wien ... alles super
pasch - 19. Aug, 11:04
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- Pkt 1: diesen Freitag - Pkt 2: zaht sich furchtbar -...
pierluigi - 6. Aug, 14:19

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